Ferienpass
Entspannen will gelernt sein
Kinder nahmen im Rahmen des Ferienpasses Steckborn 2019 an einem Bewegungs- und Entspannungsangebot teil
(hch) Sechs Buben treffen sich in der Feldbachhalle, sie alle wollen herausfinden, ob «ein Wirbelwind die Ruhe geniessen kann». Er sei in seiner Freizeit sehr aktiv, erklärt der zehnjährige Simon. Er spiele Unihockey und Schlagzeug. Aber er merke auch, dass ihm die Ruhe nütze. Auch wenn ihm die Entspannung nicht immer einfach falle, wisse er, dass er sich entspannt in der Schule besser konzentrieren könne. Das sei einfach so. Das kann Anja Zeuren, Fachfrau Betreuung und Mutter, bestätigen. Es mache nicht unbedingt Sinn, wenn sich Kinder während des Tages konstant auspowern, um am Abend todmüde ins Bett zu fallen. Vernünftig sei sicher ein natürliches Gleichgewicht von Bewegung und Aktivität, von Ruhe und Entspannung, auch für Buben und Mädchen im Kindergartenalter.
Energie dank Entspannung
Das kennen auch Erwachsene, es sei nicht immer einfach, ruhig zu werden, sich zu entspannen, neue Kraft zu schöpfen. «Wir sind uns das Nichtstun nicht mehr gewohnt», so die ausgebildete Bioenergetikerin. Die Biomeditation, 1994 von Viktor Philippi begründet, unterstütze und stärke die Gesundheit der Menschen aller Altersgruppen. Auch Kinder können davon profitieren, so Luzia Rogozia. Bis anhin habe sie vor allem mit Mutter-Kind-Paaren gearbeitet. Sei die Mutter gestresst, übertrage sich das auf das Kind und umgekehrt. Ein Teufelskreis, wisse sie aus Erfahrung. Ideal sei es darum, wenn sich nicht nur die Mutter, sondern auch das Kind besser entspannen könne. Kinder erführen schon sehr jung Stress. Im Kurs «Ein Wirbelwind geniesst die Ruhe!?» können sie mit der intensiven Bewegung den Druck etwas abbauen, in der Phase der Entspannung, wenn sie den eigenen Pulsschlag spüren, das eigene Herz klopfen hören, können sie ruhig und entspannt werden. Entspannungstechniken stärken das Selbstvertrauen, ist sie überzeugt, entspannte Kinder können sich besser konzentrieren, die Hausaufgaben effizienter erledigen oder in Konfliktsituationen gelassener reagieren.
Spass an der Bewegung
Und genau hier setzt Kursleiterin Luzia Rogozia an. Ihr Angebot «Ein Wirbelwind geniesst die Ruhe!?» im Rahmen des Ferienpasses Steckborn verbindet Bewegung und Entspannung. In einer Kennenlern-Runde spielen die Fünf- bis Zehnjährigen mit einem Ball, zuerst jeder für sich, dann gemeinsam mit einem Partner. Und dann geht es richtig los, sie rennen über eine Bank, balancieren auf deren schmalen Seite, klettern die Sprossenwand hoch, hüpfen auf einem Bein durch bereit gelegte Ringe, laufen einen Slalom durch Hindernisse. Die Bewegung macht ihnen sichtlich Spass.
Von einem Durchgang zum nächsten werden sie selbstsicherer, klettern die Sprossenwand höher hinauf, hüpfen schneller durch die Ringe, schaffen den Hindernis-Parcours im Null-Komma-Nichts. Sie verausgaben sich, sind nach 15 Minuten intensiver Bewegung nicht abgeneigt, sich nach ein paar Lockerungsübungen auf den Matten auszuruhen, sich zu entspannen. Aber so einfach ist das nicht. Trotz der Ruhe in der Turnhalle, trotz der erzählten Geschichte – vielleicht liegt es an der etwas schwierigen Akustik in der Feldbachhalle – fällt es ihnen schwer, sich fallen zu lassen, ruhig zu werden. Sie bemühen sich, doch nach ein paar Minuten lassen sie sich vom Nachbarn gern ablenken. Das Bewegen mache ihm schon grossen Spass, bestätigt der siebenjährige Jeron, das Herumliegen halt weniger.
Bote vom Untersee und Rhein | Freitag, 19. Juli 2019